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Post-COVID Dysautonomien – Bedeutung der Früherkennung

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Post COVID Dysautonomias

Post-COVID-Dysautonomien:

Bedeutung der Früherkennung und die Implementierung von Rehabilitations-programmen

Brandneue Publikation von Prof. Denise Hachul, Tatiana Almeida und Mauricio Scanavacca aus Brasilien vom Instituto do Coração – HC-FMUSP und dem Instituto Neuroheart – Diagnóstico e Tatamento das Disautonomias, São Paulo.

Zum Originalartikel (nur Portugiesisch)

Auszüge aus der Publikation*

Die Brasilianische Gesellschaft für Kardiologie veröffentlichte erst kürzlich ein hervorragendes Review Paper des Expertenteams um Prof. Denise Hachul vom Instituto do Coração an der  Universitätsklinik in São Paulo zum Thema autonome Dysfunktionen bei Post-COVID-Patienten.

Experten aus aller Welt haben es sich in letzten drei Jahren aufgrund der steigenden Anzahl von Patienten mit anhaltenden oder intermittierenden multisystemischen Spätsymptomen zur Aufgabe gemacht, die SARS-COV-2 Infektion und deren unvorhersehbaren und zum Teil chronischen Auswirkungen besser zu verstehen und zu behandeln.

> Post-COVID Syndrom

Das Post-COVID-Syndrom wird als ein Zustand mit einer durchaus aussagekräftigen Anzahl von ganz unterschiedlichen Beschwerden beschrieben, die verschiedene Körpersysteme wie Herz-Kreislauf-, Urogenital-, Magen-Darm-, endokrine und Nerven-Systeme betreffen und einen unterschiedlichen Schweregrad aufweisen können. Gekennzeichnet durch anhaltende, unvorhersehbare multisystemische und psychofunktionelle Symptome, beeinträchtigt das Post-COVID-Syndrom die Lebensqualität vieler Patienten erheblich.

Es werden Studien zitiert, die zeigen, dass viele Patienten auch Monate nach ihrer Entlassung aus dem Krankenhaus unter anderem unter Müdigkeit, Schlaflosigkeit, Konzentrationsstörungen, Atemnot, Kopf-, Gelenks- und Brustschmerzen leiden. Darüber hinaus wurden bei Patienten, die einen Krankenhausaufenthalt oder eine mechanische Beatmung benötigten, dreimal mehr psychische Beschwerden wie Depressionen und Angstzustände festgestellt, als bei Patienten mit leichtem oder mittelschwerem Verlauf. 

Depression Long COVID

Das Post-COVID-Syndrom betrifft zudem alle Altersgruppen, überwiegt jedoch bei Patienten im Alter von 30 bis 50 Jahren, die eine leichte akute Infektion hatten.

> Autonome Dysfunktionen beeinträchtigen die Lebensqualität

Die Autoren zitieren Studien, die die Auswirkungen des Virus auf das zentrale Nervensystem beschreiben, was die Regelkreise von Schmerz, Stimmung, die allgemeine Koordinationsfähigkeit und autonome Reflexe beeinträchtigt. Der Grund dafür ist, dass das Virus die Ausbreitungsgeschwindigkeit der elektrischen Impulse von neuralen Synapsen verändert. Ebenso kann auch das vegetative Nervensystem von der Infektion betroffen sein, wobei die verstärkte Freisetzung von Katecholaminen psychokognitive und autonome Veränderungen verursacht und sich in Symptomen wie etwa Tachykardie, Atemnot, orthostatische Intoleranz und Synkopen manifestieren kann.

Dysautonomien, wie das posturale orthostatische Tachykardiesyndrom (POTS), das beim Post-COVID-Syndrom sehr häufig auftritt, ist durch Symptome einer orthostatischen Intoleranz (ohne signifikante Hypotonie) gekennzeichnet und mit einem anhaltenden Anstieg der Sinus-Herzfrequenz von mindestens 30 Schlägen pro Minute verbunden, wenn der Patient länger als 30 Sekunden steht.

Diese potenziell dysfunktionalen Zustände verursachen eine große Beeinträchtigung der Lebensqualität, soziale Einschränkungen, die Unmöglichkeit, körperliche Aktivität auszuführen, nähren einen Teufelskreis indem sie eine zunehmende funktionelle Behinderung erzeugen. Diese Unfähigkeit wiederum löst Unsicherheit und damit sekundäre psychische Störungen aus.

> Früherkennung und Diagnosemethoden

Für die Früherkennung des Post-COVID-Syndroms ist daher von grundlegender Bedeutung, da die Symptome Monate andauern können. Es ist wichtig, dass Personen, die dem Virus ausgesetzt waren oder die nach Verabreichung des Impfstoffes ein oder mehrere Symptome aufweisen, sich einer vollständigen körperlichen, kardiovaskulären, respiratorischen und neurologischen Untersuchung unterziehen, auch wenn sie oligo- oder asymptomatisch waren.

Der Kipptischtest ist eine bewährte Methode zur Diagnostik neurogener und kardiovaskulärer Dysautonomien. Dazu wird ein erweitertes Protokoll zum „Autonomic Assessment“ ​​empfohlen, um die Mechanismen einer orthostatischen Intoleranz des Patienten zu identifizieren.

*Symbolfoto

Ein Überwachungssystem zur kontinuierlichen Messung der hämodynamischen Signale mit spezieller Software zur Erfassung und Analyse der vollständigen autonomen Funktion ist hier ideal. Zusätzlich kann der transkranielle Doppler verwendet werden, um Änderungen des mikrovaskulären Widerstands und dynamische Behinderungen des Blutflusses zu erkennen.

> Multidisziplinäre Ansätze und Genesungsprogramme erforderlich

Eine frühzeitige Diagnose des Post-COVID-Syndroms sollte von einem multidisziplinären Team mit Erfahrung in Diagnosemethoden und der Behandlung chronischer Patienten durchgeführt werden. Diese Patienten haben komplexe Erkrankungen und benötigen eine integrative Versorgung, jedoch sind spezialisierte Versorgungsdienste mit Erfahrung in diesem Bereich in unserem Umfeld selten, was zu langen Verzögerungen bei Diagnose und Behandlung führt.

Die internationalen Gemeinschaften der Kardiologen sind nun gefordert, sich dieser wichtigen Thematik anzunehmen und spezialisierte Genesungsprogramme umzusetzen, um das Fortschreiten der Krankheit zu stoppen oder zumindest die Beschwerden der Patienten zu lindern.

*übersersetzt und zusammengefasst aus dem portugiesischen Original

Referenz

Hachul, D. et al, Disautonomias Pós-COVID: Importância do Reconhecimento Precoce e da Implementação de Programas de Recuperação (2023), Arq Bras Cardiol. 2023; 120(3):e20230110; DOI: https://doi.org/10.36660/abc.20230110

Zum Originalartikel (nur Portugiesisch)

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