Herzinsuffizienz (HI) stellt ein schwerwiegendes Problem für die öffentliche Gesundheit dar, da weltweit mindestens 26 Millionen Menschen betroffen sind, und diese Zahl mit der zunehmenden Alterung der Bevölkerung dramatisch ansteigen wird. Gegenwärtig leiden 5,7 Millionen Menschen nur in den USA an HI, mit einem erwarteten Anstieg der Prävalenz um 46% bis 2030.[1]
Dies ist eine alarmierende Zahl, die vor allem die Kosten für das Gesundheitswesen in die Höhe treibt. In den USA entfallen rund 31 Milliarden US-Dollar (10% der gesamten Ausgaben für Herz-Kreislauf-Erkrankungen) auf die Behandlung und Therapie von HI und diese Kosten werden voraussichtlich bis 2030 um weitere 127% ansteigen.[1]
> Die Standardbehandlung erfolgt meist invasiv und ist mit Risiken verbunden
Die Risikofaktoren für Herzinsuffizienz sind multifaktoriell und komplex[1], weshalb eine aussagekräftige Prognose für eine effiziente Behandlung oder Medikation entscheidend ist.
Bluthochdruck ist in den Industrieländern das am häufigsten verbreitete Risiko für Herzinsuffizienz und die ESC-Richtlinien empfehlen die Überwachung des kontinuierlichen Blutdrucks und der Herzfrequenz als Standard für diese Patientengruppe.[2,3] Darüber hinaus wurde eine reduzierte Herzleistung als zentrales Problem bei HI-Patienten dokumentiert, gefolgt von einer erhöhten Vorlast und einem niedrigeren systolischen Blutdruck.[4]
Die Standardverfahren zur Beurteilung von Patienten mit Herzinsuffizienz sind in den meisten Fällen invasiv. Die invasive Messung des Drucks in Herzkammer, rechtem Vorhof und Lungenarterie, sowie die Bestimmung des Herzzeitvolumens, bleiben nach wie vor die Goldstandards für die hämodynamische Beurteilung von schwerer systolischer Herzinsuffizienz, etwa im Zuge einer Rechtsherzkatheterisierung.[5]
Der technologische Vormarsch von zuverlässigen, nichtinvasiven und kontinuierlichen Überwachungssystemen hat es jedoch ermöglicht, die Beurteilung der HI-Risikofaktoren zur Unterstützung einer aussagekräftigen Prognose um einiges einfacher und weniger risikobehaftet zu machen.
> Der Stellenwert von nichtinvasivem hämodynamischen Monitoring bei HI Patienten
Eine Studie von Fernandes Serôdio et al. untersuchte die Rolle der Barorezeptorsensitivität (BRS) bei HI-Patienten mit Hilfe des nicht-invasiven Task Force® Monitors und gelangte zu dem Schluss, dass die Baroreflexfunktion ein unabhängiger Marker für die Prognose von Herzinsuffizienz ist.
Herzinsuffizienzpatienten zeigen eine eingeschränkte arterielle Baroreflexfunktion, die eng mit anderen klinischen HI-Parametern korreliert.[6]
Hinsichtlich der Medikation der Patienten ergaben sich signifikante Hinweise darauf, dass die nichtinvasiven Methoden ähnliche Ergebnisse liefern wie die Bolus Phenylephrin-Technik und sogar den Einsatz von vasoaktiven Medikamenten vermeiden könnten. [6]
Gilewski et al. beschreiben zusammengesetzte Parameter, die auf nichtinvasiven Messwerten basieren und eine ebenso genaue Prognose liefern können wie die invasive Untersuchung.[5]
Eine Studie von Nygaard et al. bestätigt ebenfalls eine ähnliche Prognosegenauigkeit einer Reihe von nichtinvasiv bestimmten Parametern im Vergleich zu invasiven Messwerten.[7]
Die Bewertung nichtinvasiver hämodynamischer Parameter bei kritisch erkrankten Herzinsuffizienz-, Schlaganfall- und Sepsispatienten könnte bei der initialen Prognose in der Notaufnahme sogar dazu beitragen, die verschiedenen Krankheitszustände zu differenzieren. [8]
Eine weitere Studie von Wagner et al. zeigt, dass nichtinvasives und kontinuierliches Monitoring von Blutdruck und Herzzeitvolumen nicht nur für die Diagnostik entscheidend sein kann, sondern auch für HI-Patienten im herausfordernden perioperativen Bereich von Bedeutung ist.[9]
> Der Nutzen für Patienten und Gesundheitseinrichtungen
Die Beurteilung der Hämodynamik (HD) durch nichtinvasive Methoden trägt durch die erweiterte Diagnose zur Senkung von Kosten und Risiken bei und ermöglicht die Entwicklung frühzeitiger, individueller Behandlungsstrategien für HI-Patienten, um eine Herztransplantation als allerletzte Konsequenz zu vermeiden.
Mit der optimalen Therapie durch HD-Monitoring können möglicherweise in dieser Patientenpopulation die Krankenhausaufenthaltsdauer und die 25%-Rate der erneuten Einweisung innerhalb 30 Tagen deutlich gesenkt werden. [8]
Referenzen:
(1) Savarese G, Lund LH. Global Public Health Burden of Heart Failure; Cardiac Failure Review 2017;3(1):7–11. DOI: 10.15420/cfr.2016:25:2
(2) Ponikowski P, Spoletini I, Coats AJS, Piepoli MF, Rosano GMC. Heart rate and blood pressure monitoring in heart failure. 2019;21:13–6. doi.org/10.1093/eurheartj/suz217
(3) Ponikowski P, Voors AA, Anker SD, Bueno H, Cleland JG, Coats AJ,Falk V, Gonzalez-Juanatey JR, Harjola VP, Jankowska EA, Jessup M, Linde C, Nihoyannopoulos P, Parissis JT, Pieske B, Riley JP, Rosano GM, Ruilope LM, Ruschitzka F, Rutten FH, van der Meer P; Authors/ Task Force Members; Document Reviewers. 2016 ESC Guidelines for the diagnosis and treatment of acute and chronic heart failure: the Task Force for the diagnosis and treatment of acute and chronic heart failure of the European Society of Cardiology (ESC). Developed with the special contribution of the Heart Failure Association (HFA) of the ESC. Eur J Heart Fail 2016;18:891–975. doi:10.1093/eurheartj/ehw128
(4) Aalders, M., & Kok, W. (2019). Comparison of Hemodynamic Factors Predicting Prognosis in Heart Failure : A Systematic Review. Journal of Clinical Medicine, 1–17. doi: 10.3390/jcm8101757
(5) Gilewski W, Pietrzak J, Banach J, Bujak R, Błażejewski J, Karasek D, et al. Prognostic value of selected echocardiographic, impedance cardiographic, and hemodynamic parameters determined during right heart catheterization in patients qualified for heart transplantation. Heart Vessels [Internet]. 2017 Sep 22 [cited 2017 Sep 26];1–11. doi: 10.1007/s00380-017-1044-x
(6) Fernandes Serôdio J, Martins Oliveira M, Matoso Laranjo S, Tavares C, Silva Cunha P, Abreu A, et al. The arterial baroreflex effectiveness index in risk stratification of chronic heart failure patients who are candidates for cardiac resynchronization therapy. Rev Port Cardiol. 2016;35(6):343–50. doi: 10.1016/j.repc.2015.11.021
(7) Nygaard S, Christensen AH, Rolid K, Nytrøen K, Gullestad L, Fiane A, et al. Autonomic cardiovascular control changes in recent heart transplant recipients lead to physiological limitations in response to orthostatic challenge and isometric exercise. Eur J Appl Physiol [Internet]. 2019 Aug 12 [cited 2019 Aug 19];1–12. doi: 10.1007/s00421-019-04207-5
(8) Nowak RM, Nanayakkara P, DiSomma S, Levy P, Schrijver E, Huyghe R, Autunno A, Sherwin RL, Divine G, M. M. (2014). Noninvasive Hemodynamic Monitoring in Emergency Patients with Suspected Heart Failure, Sepsis and Stroke: The Premium Registry. Western Journal of Emergency Medicine. doi: 10.5811/westjem.2014.8.21357
(9) Wagner JY, Körner A, Schulte-Uentrop L, Kubik M, Reichenspurner H, Kluge S, et al. A comparison of volume clamp method-based continuous noninvasive cardiac output (CNCO) measurement versus intermittent pulmonary artery thermodilution in postoperative cardiothoracic surgery patients. J Clin. Monit Comput [Internet]. 2017 May 24 [cited 2017 May 30];1–10. doi: 10.1007/s10877-017-0027-x
Article published in healthmanagement.org